Vor 100 Jahren

Vor 100 Jahren wurde das Innsbrucker Riesenrundgemälde versteigert, in der Bildmitte die Rotunde und die Hungerburgbahn um 1930
Richard Müller; Sammlung Gabriele Müller – TAP

Das Riesenrundgemälde von Innsbruck

261 Millionen Kronen für eine „patriotische Sehenswürdigkeit“

Das Riesenrundgemälde ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Innsbruck: Auf 1.000 Quadratmetern Leinwand zeigt das Gemälde von Michael Zeno Diemer (1867–1939) die Ereignisse des dritten und für die Tiroler Schützen erfolgreichen Gefechts am Bergisel vom 13. August 1809. Vor hundert Jahren befand sich das Rundgemälde jedoch in Wien, wo es während des Ersten Weltkrieges ab 1917 ausgestellt und dann in der Hofburg eingelagert worden war. Im Frühling 1924 wurde es in Innsbruck versteigert. Die Innsbrucker Nachrichten berichten dazu am 11. März 1924: 

„Gestern nachmittags fand im Inneren des großen Gebäudes an der Kettenbrücke, in dem früher das Rundgemälde ‚Die Schlacht am Berg Isel am 13. August 1809‘ zur Schau gestellt war, die öffentliche freiwillige Versteigerung des Gemäldes und des dazugehörigen Gebäudes aus der Verlassenschaft des im vorigen Jahre durch die Bluttat am Rennweg ums Leben gekommenen Besitzers Engelbert Penz statt. 

Zur Versteigerung hatten sich ziemlich viele Neugierige eingefunden, die den desolaten Zustand des Baues, der schon seit Jahren nur mehr als Magazin bezw. Omnibusremise benützt wird, dessen Kuppelfenster zum größten Teil längst eingeschlagen sind, von dessen Ziegelwänden der Verputz abgefallen ist, mit allerlei kritischen Bemerkungen musterten. Als die vom Notar Kripp geleitete Versteigerung begann, hatten sich nur zwei Reflektanten gemeldet, die das Vadium erlegten. Der Ausrufspreis für das Gebäude, den Grund und das, zur Zeit in der Wiener Hofburg in einer Kiste verwahrte Rundgemälde betrug 150 Millionen Kronen. Namens des Altkaiserjägerklubs, der es als eine Ehrenpflicht sah, das Panorama, als hervorragende patriotische Sehenswürdigkeit der Stadt Innsbruck zu erhalten, bot Oberst Fritz Fösl, wurde aber von dem Weinhändler Johann Hackl in zäher Ausdauer so lange überboten, bis schließlich das ganze Objekt um den Preis von 261 Millionen Kronen Herrn Hackl zugeschlagen wurde. […]“

Johann Hackl setzte in der Folge das Werk unter großem Kostenaufwand instand und machte es im August 1924 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis 2010 war das Rundgemälde in der eigens errichteten Rotunde an der Talstation der ehemaligen Hungerburgbahn ausgestellt, dann übersiedelte es in das Tirol Panorama am Bergisel, dem Schauplatz des dargestellten Geschehens von 1809. 

 

14.03.2024 - Maria Pichler

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