Vor 100 Jahren

In der Weihnacht von 11 bis 12 kann das Vieh im Stall reden“, sagt eine Legende
Foto: Innsbruck, Tiroler Landesmuseen, Volkskunstmuseum, Inv.-Nr. 27817, © TLM/VKM, Johannes Plattner

Wenn das Vieh im Stall zu sprechen beginnt

Tiroler Volksmeinungen rund um Weihnachten

Weihnachten, die Wintersonnenwende, die Raunächte und die Tage zwischen den Jahren waren immer schon eine besondere Zeit, um die sich in Tirol viele Bräuche, Traditionen und Legenden ranken. Über einige davon berichten die Lienzer Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 24. Dezember 1924: 

„Wenn man einen Schemel aus neuerlei Holz in der hl. Nacht zur Christmette trägt und darauf kniet, erkennt man alle Hexen.

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Wenn man sein Schicksal im neuen Jahre voraus wissen will, so muß man in einer der Rauhnächte zwischen 11 und 12 Uhr geschmolzenes Blei in eine mit Wasser gefüllte Schüssel gießen. Die daraus entstandenen Figuren geben alsdann Aufschluß.

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In der Weihnacht von 11 bis 12 Uhr nachts kann das Vieh im Stalle reden.

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Heiratssüchtige Jungfrauen in Defreggen, die erfahren wollten, ob sie einen Mann bekommen oder nicht, stellten folgendes Zeremoniell an: Am Weihnachtsabende aßen sie, 9 Hüte auf dem Kopfe, auf 9 Türschwellen gesalzenes Mus. Hernach legte man das Ohr an einen Mörser, womit man Mohnsamen stampft und horchte. Ließ sich bloß ein Rauschen vernehmen, so kam die betreffende Person nicht zum Heiraten; sonst hörten sie den künftigen Mann mit dem Werkzeuge seiner Profession arbeiten, z.B. Hobeln, Hammerschläge, das Geräusch des Webstuhles usw. – Statt des Experimentes mit dem Mohnstampfe warf man auch einen Schuh gegen die Türe hin; hatte der Fuß die Richtung zur Türe hinaus, so konnte sie heiraten; sah er aber herein, so mußte sie im Hause bleiben.  – Andere nahmen wiederum einen Arm voll gespaltenen Holzes und zählten die einzelnen Scheiter. Ging es paarweise aus, so kam die Jungfrau zum Heiraten, sonst nicht.“

26.12.2024 - Maria Pichler

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