Vor 100 Jahren

Verkündigungsszene am Altar von Schloss Tirol
Foto: Wikipedia/ Burkhard Mücke

Tiroler Festtage: Mariä Verkündigung

Das Geheimnis der Jungfrau-Mutter erklärt

Exakt neun Monate vor dem Weihnachtsfest, am 25. März, feiert die Katholische Kirche die Verkündigung des Herrn. Noch vor hundert Jahren zählte dieser Tag – damals noch Mariä Verkündigung – zu den Festen, an denen „die ganze Familie um den Tisch [sitzt], die Dienstboten sind nicht vergessen“, schreibt der Allgemeine Tiroler Anzeiger in seiner Ausgabe vom 24. März 1924 und versucht, das Geheimnis der Verkündigung zu erklären und das Rätsel zu lösen, „wie sie [Maria] Jungfrau und Mutter in einem sein könne“:

„Mariä Verkündigung! Am Vorabend sitzt die ganze Familie um den Tisch, die Dienstboten sind nicht vergessen. Und das Kleinste, das seit zwei Jahren lesen kann, steht und liest – wenn ihr nur sähet, wie feierlich – das Festevangelium, und strahlt vor Glück, wie es ohne Stocken geht, es hat aber auch die Lesung am Nachmittag gut vorbereitet. ‚Und was sind euch nun für schöne Gedanken darüber gekommen?‘ hebt die Mutter an. O, es weiß jeder etwas, denn das Geheimnis ist so groß und die Herzen so übervoll davon und sie haben sich seit dem letzten Sonntag darauf gefreut. So reden sie jetzt, die Augen leuchten, und jedes glüht vor Erwartung, auch seinen heimlichen Fund anzubringen. 

[…] die Mutter beginnt: ‚Welchen geheimnisvollen Blumennamen hat doch die Muttergottes in der Litanei?‘ – Du mystische Rose. – ‚Ja, die Rose ist voller Geheimnisse. Nicht wie die anderen, die verblättern und zerstört werden, wenn sie in der Zeit ihrer Blüte die Keime zugetragen bekommen, aus denen sie neue Rosen bilden sollen. Der heilige Same, aus dem Jesus unter dem Herzen der Heiligen Jungfrau gebildet wurde, ist vom heiligen Geiste, der sie ‚überschattete‘ […] in ihr selber gebildet worden. Und während jede Rose in der Blütezeit zerstört wird und ihre jungfräuliche Frische verliert, ist Maria durch dieses große Wunder unversehrt geblieben. Darum nennen wir sie auch die ‚unversehrte Mutter.‘“

Das Fest der Verkündigung des Herrn gilt in Alttirol als günstiger Tag für die Aussaat und das Setzen von Bäumen, was sich auch in verschiedenen Sprüchen und Bauernregeln widerspiegelt, wie „Ist Mariä Verkündigung hell und klar, so bedeutet es ein gutes Jahr“ oder „An Mariä Verkündigung kommen die Schwalben wiederum.“

 

28.03.2024 - Maria Pichler

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